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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 161

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Sage von Herzog Arichis und Paulus Diakonus. 161 durchwebte Gewänder ihm übergeben wollten. Da zog Karl mit einem ungeheuren Heere nach Italien. Desiderins wurde von seinen eigenen Leuten hinterlistig verraten und von Karl gebunden seinen Mannen übergeben, und einige sagen, er habe ihn des Augenlichts berauben lassen. Karl selbst' ward nun als König fast in ganz Italien anerkannt, nur Herzog Arichis von Benevent verachtete seine Gebote. Dieser hatte die schöne Adelperga, die Tochter des Desiderins, zur Ehe genommen und behauptete deshalb, er sei seines Schwähers Erbe: auch trug er selbst eine herrliche Krone. Als Karl dies vernahm, zürnte er gewaltig und rief aus: „Wenn ich nicht mit diesem meinem Scepter dem Arichis die Brust durchstoße, so will ich des Todes sein." Den Paulus hatte Karl um seiner Gelehrsamkeit willen mit sich ins Frankenreich genommen. Er konnte aber seines alten Herrn Sturz nicht verschmerzen und stand aus angestammter Treue gegen Desiderins dem Frankenkönige zweimal nach dem Leben. Da solches Karl von seinen Mannen berichtet ward, ließ er es doch hingehen aus großer Verehrung, die er für Paulus hegte. Als er es aber zum dritten Male versuchte, ließ er ihn greifen und redete ihn vor seinem ganzen Hofe also an: „Sage mir, Paulus, warum hast du mir dreimal nach dem Leben gestanden?" Jener, hohen Sinnes wie er war, antwortete frei: „Thue mir, was du willst! Ich rede die Wahrheit, und kein falsches Wort soll über meine Lippen kommen. Ich war des Königs Desiderins getreuer Dienstmann, und der Treueid, den wir Langobarden ihm einst geschworen haben, gilt bei uns heute noch." Als er dies in offener Versammlung vor allen Großen gesagt hatte, befahl Karl im ersten Zorne, dem kühnen Manne beide Hände abzuhauen. Als aber seine Schergen sich dazu anschickten, hub er an zu seufzen und brach in die Worte aus: „Ach, wo werden wir wieder einen so anmutigen Schriftsteller finden, wenn wir ihn seiner Hände berauben?" Aber die umstehenden Großen und Vornehmen, die den Diakon wegen seiner Treue zu König Desiderins haßten, gaben ihm zur Antwort: „Wenn du diesen ungestraft gehen lässest, o König, so wird dein Reich keinen festen Bestand haben." Da sprach der König: „Saget mir, welche Strafe dünket euch die rechte?" Sie aber erwiderten aus bösem Sinn: „Die Augen sollten ihm sofort ausgestochen werden, damit er fortan feine Briefe und Umtriebe gegen Eure Hoheit und Euer Reich anzuzetteln vermag." Da Karl die Härte und Grausamkeit seiner Leute sah, ward er sehr bestürzt, und dachte darauf, ihn vor solchem Schaden zu bewahren; darum sprach er: „Aber wo werden wir wieder einen so fleißigen und berühmten Dichter und Geschichtschreiber finden?" Als er dies gesagt hatte, wollten feine Großen doch nichts von Schonung wissen und rieten, er solle ihn auf eine Insel in die Verbannung schicken, damit er sich dort Klee, Geschichtsbilder. Iii. 11

2. Das Mittelalter, die neuere und die neueste Zeit - S. 86

1893 - Leipzig : Voigtländer
— 86 — Die Macht der großen Barone und der geistlichen Fürsten wurde in England noch mächtig verstärkt, als die Plantagenets (1154—1485) auf den Thron kamen. Daß durch Heinrichs Ii. von Anjou-Plantagenet Verheiratung mit Eleonore von Guienne die Besitzungen der englischen Herrscher in Frankreich bedeutend erweitert wurden, ist schon erwähnt (s. S. 84)x). Durch ihn wurde auch die Bretagne für England erworben, und auf Antrieb des Papstes begann Heinrich die Unterwerfung Irlands, welche äußerlich erst nach einem halben Jahrtausend durch Cromwell vollständig wurde, während der innere Gegensatz zwischen dieser Insel und dem übrigen Großbritannien in lebendiger Stärke noch heute besteht. Besonders wichtig war der Kamps mit der geistlichen Gewalt, welcher unter Heinrich Ii. ausbrach. Der König wollte die geistliche Gerichtsbarkeit beseitigen, die Immunität (Befreiung von allen Leistungen an den Staat) der Geistlichkeit nicht gelten lassen und die Kirche von der königlichen Gewalt abhängig machen. An der Spitze der englischen Geistlichkeit stand als Erzbischos von Canterbury damals Thomas Becktt. Dieser widersetzte sich im Einverständnis mit Alexander Iii., und der König mußte nachgeben. Es folgte nun Beckets Ermordung, zu welcher Heinrich den Anlaß gegeben hatte. So gewann die Kirche einen Märtyrer, und da der Papst mit dem Interdikt drohte, so mußte Heinrich sich an dem Grabe des Ermordeten demütigen. Im Zusammenhange mit diesen Streitigkeiten stehn die Empörungen der Söhne gegen den Vater. Heinrichs Nachfolger, Richard Löwenherz (1189—99), war der glänzendste Vertreter des kirchlich-ritterlichen Geistes, aber zum Schaden des Landes. Denn seine Teilnahme am dritten Kreuzzuge (s. S. 77) führte seine Gefangenschaft in Deutschland herbei, und während der langen Abwesenheit des Königs wuchs die Macht der Barone. Das königliche Ansehen wurde unter seinem Bruder Johann ohne Land noch mehr gemindert (1199—1216). Johann kam sogleich nach seiner Thronbesteigung mit Innocenz Iii. wegen der Besetzung des Erzbistums Eanterburp in Streit, und das Land wurde mit dem Interdikt belegt. Doch fügte Johann sich schnell, als Philipp August ihm einen großen Teil der Besitzungen in Frankreich entriß (s. S. 84), und als ein allgemeiner Aufstand in England auszubrechen drohte. Da nahm Johann 1213 das Land vom Papste zu Lehen und verpflichtete sich zur jährlichen Zahlung eines Zinses von 1000 Ms. Silber; so hoffte er die Geistlichkeit sür sich zu gewinnen. Dennoch stiftete der Primas des Reiches die Großen zur Empörung gegen den König an, und als dieser in der Schlacht von Bouvines ge- j) Rosamunde von Th. Körner.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 268

1884 - Leipzig : Teubner
268 Der Vikar des Papstes, ohne dessen Mitwirkung der Beschlu des 26. Juli gefat worden war, protestierte vergebens gegen die Anmaung des Tribunen/) der dem Papsttum das Recht auf Vollzug der Kaiserkrnung bestritt. Gro-artige Festlichkeiten schlssen sich an diesen Akt an; am 2. August verlieh der Tribun an die Städte sns groe und mehrere kleine Fahnen und vermhlte Rom symbolisch mit jeder derselben durch bergabe von zweihundert goldenen Ringen an die anwesenden Festgesandten. In pomphaften Schreiben wurden die neuen Beschlsse den Fürsten und Vlkern verkndet, zugleich mit der Er-Mahnung zu Frieden und Vershnung. Die Könige von Frankreich und Eng-land antworteten dem Tribunen freundlich, die deutschen Fürsten dagegen lehnten nach gemeinsamem Beschlsse jede Beantwortung ab. Unter Turnieren und Festlichkeiten nahte der 15. August, den der Tribun zu seiner Krnung bestimmt hatte. Antiker Brauch schwebte ihm dabei vor: er wollte mit dem tribunicischen Kranze", den das Altertum gar nicht kannte, ge-schmckt werden. Statt des einen Kranzes aber wurden ihm fnf, je einer vom Laube der Eiche, des Epheu, der Myrthe, des Lorbeers, der Olive und eine silberne Krone berreicht, dazu ein silberner Apfel, auf dem ein Kreuz staut).2) Die silberne Krone auf dem Haupte, wiederholte er die Beschlsse vom 1. August und gab neue Gesetze, darunter eines, welches allen Kaisern, Knigen, Fürsten u. s. w. verbot, ohne Zustimmung des Papstes und des rmischen Volkes Italien zu betreten.3) In strflichem bermut verglich er sich mit Christus, der im dreiunddreiigsten Jahre gen Himmel gefahren, nachdem er die hllischen Tyrannen besiegt und die Seelen befreit habe;4) mancher seiner Anhnger wendete sich von ihm ab, als diese uerung be-kannt wurde. Die Erfolge nach auen dauerten in der nchsten Zeit noch fort; auch die Barone, die sich noch nicht unterworfen hatten, erkannten, als der Tribun sie mit Truppen bedrohte, die Hoheit des rmischen Volkes an. Aber sie warteten doch nur des Augenblickes, wo sie sonder Gefahr das lstige Joch abwerfen konnten, und Cola wute dies. Um sie unschdlich zu machen, scheute er vor Hinterlist nicht zurck. Am 14. September lnd er die Vornehmsten der Colonna und Orsini sowie der anderen Adels-geschlechter znm Mahl aufs Kapital, lie alle gefangen fetzen und verurteilte sie zum Tode. Er lie sich dann dnrch die Bitten einiger angesehenen Brger berreden, die Barone zu begnadigen, berhufte sie auch mit Wrden und Gnaden, aber ihre Freundschaft gewann er dadurch nicht.5) Beim Papste erregte das eigenmchtige Vorgehen Co las das grte Mitrauen, wenngleich es dieser an Versicherungen der Ergebenheit und Treue nicht fehlen lie. Seitdem bald nach dem 1. August der ppstliche Vikar die Stadt verlassen hatte, bte Cola im Auftrage des Volkes 1) Papencordt, Urk. p. Xvi. no. 8. 2) Papencordt 137flg.'Urk. p. Xx.no. 10. 3) Papencordt 140. 4) Im Veras libellus contra scismata et errores scriptus ad archiepiscopum Pragensem (Papencordt, Urk. no. 17) pag. Lh. bekennt Cola: non equidem erubesco, vos nosse, quod die Assumptionis sanctissime Domine mee (15. August) dum Rome coronis frondeis gloriarer in populo more tribu-nicio laureatus, in thalamo in conspectu templi Domine mee sito in quodam sermone meo publico inter alia inconsulto prorupi quod sicut Christus Xxxiii. sue etatis anno prostratis tyrannis inferni et liberatis spiritibus celum coro-natus ascendit, sie et me tyrannorum urbis sine ictu victorem et liberatorem unicum plebis sue mee etatis anno consimili assumi voluit ad lauream tri-bunalem. 5) Papencordt 147 flg.

4. Bd. 1 - S. 461

1854 - Leipzig : Engelmann
461 Die Uebermñcht der Kirche in: Zeitalter der Kreuzzüge. Rhcin besonders unheilvoll. Als aber Friedrich Ii. zur Kaiserwürde gelangte, traf er eine folgenreiche Anordnung. Er verlieh nämlich die Pfalzgrafenwürde bei Rhein Ludwig dem Ersten, aus dem den Hohenstaufen treuergebenen Hause der b ay eri- schen Wittelsbacher (§.287.) und gab dadurch dem schönen Lande ein Regentengeschlecht, das gegen 6 Jahrhunderte in Freud und Leid über daffelbe herrschte. — §. 313. Den härtesten Kampf fand Friedrichs Bestreben in Italien, wohin er sechs folgenreiche Heereszüge machte. Die lombardischen Städte, besonders das stolze Mailand, hatten sich allmählich von der Herrschaft der Bischöfe und Grafen freigemacht und waren zu großem Wohl- stand und zu hoher Macht und Bildung gelangt. „Die bischöfliche Macht war der Kelch gewesen, welcher eine Zeitlang die Blüthe italienischen Lebens in einer Knospe zusammen gehalten hatte; der Kelch verlor nun seine Kraft, er wich zurück, und es entfaltete sich dem Auge als innerer fruchterzeugender und fruchtbringender Boden der Blume das städtische Leben Italiens, und um dasselbe in reichen Blättern als Schutz und Zierde die bunte Krone der italienischen Ritterschaft." Im Gefühl ihrer Kraft und Freiheit und im Be- sitze einer streitbaren von Vaterlandsliebe erfüllten Bürgermacht waren die lombardischen Städte entschlossen, ihre errungene Unabhängigkeit wider jeden Angriff zu schützen und ihre Stadtgebiete in kleine Republiken umzu- schassen. Sie bekämpften daher die kaiserliche Machtvollkommenheit, die ihrem Streben entgegenstand, und das übermüthige Mailand zwang die be- nachbarten Edelleute und Städte zu einem Bund unter seiner Vorherrschaft und behandelte die Schwachen (wie Lodi und Como) mit Härte und Unge- rechtigkeit. Dieser Geist der Widerspenstigkeit kam schon auffriedrichs erstem Zuge, als er auf der R o n c a l i sch e n Ebene (bei Piacenza) nach alter Sitte Heerschau hielt und die Fürsten und Städte Oberitaliens zur Huldigung auf- forderte, zu Tage. Zwar konnte er diesmal das mächtige Mailand nicht bän- digen, doch suchte er es durch Zerstörung einiger kleinern von gleichem Geiste beseelten Städte zu schrecken, ehe er sich in Pavia mit der l o m b ardisch en und in Rom mit der Kaiserkrone schmücken ließ. Diese letztere erlangte er erst nach Auslieferung des Mönchs Arnold von Brescia, dessen Predig- ten zur Erweckung dieses republikanischen Sinnes vorzugsweise beigetragen. Dieser merkwürdige Mann (ein Schüler Abälards) wollte die Kirche zur apostolischen Einfachheit zurückführen; er eiferte daher wider die irdischen Besitzthümer und die Hoffahrt des Klerus, sprach den Bischöfen das Recht ab, zeitliche Güter und Herrschaften zu Lehen zu tragen und erklärte die weltliche Macht des kirchlichen Oberhaupts für eine Uebertretung der heiligen Schrift. Begeistert für die entschwundenen Zustände einer großen Vergan- genheit legte er an den Staat und die Kirche seiner Zeit den Maßstab seiner idealen Gebilde und suchte eine fremdgewordenc Welt in die Gegenwart zu- rückzuführen und eine neue christliche Gesellschaftsordnung zu gründen. An- gefeuert durch die Reden des Mönchs kündigten die Römer dem Papste den 1214 1154 1155

5. Allgemeine Weltgeschichte - S. 89

1884 - Leipzig : Weber
Zweit- Periode. Entstehung und Ausbildung des Kaisertums. 89 von Rheinfelden und Berthold von Zäh rin gen durch deren Belehnung mit Baiern, Schwaben und Kärnten Stutzen ihrer Macht zu gewinnen suchte; des Gehorsams müde, standen die dürsten, selbst die Geistlichen, allerwärts gegen sie auf, ja im Ern-Verständnis mit Otto von Baiern entführte der herrschsüctige [1062 Erzbischof Hauuo von Köln den jungen König seiner Mutter um die Reichsgewalt an sich zu reißen, doch mußte er dieselbe Md mit dem Erzbischof Adalbert von Bremen teilen, der auch die -U5ehr= haftmachung des erst 15jährigen Königs durchsetzte. .Sofort entledigte sich dieser seines ihm durch seine finstere Strenge verhaßten Entsührers und ergab sich der Leitung Adalberts, der absichtlich den Begierden des hochbegabten aber leidenschaftlichen Jünglings die aiigcl schießen liefe und ihm Haß gegen feine eignen Feinde, Sachsen, einimpfte. Aber die Fürsten zwangen den König auch diesen Ratgeber zu entfernen und des gestürzten Adalbert Traum eines nordischen Patriarchats zerrann unter den Angriffen des Billungen Magnus. Erbitterung und Rachsucht im Heizen ergriff Heinrich begierig das schnöde Anerbieten Erzbischofs S g-fried von Mainz, gegen Zusicherung des thüringischen Zehnten ihn von feiner durch die Fürsten ausgedrungenen Gemahkn Bertha von Susa zu scheiden, doch vereitelte der päpstliche Legat Dam,anr die Anssührnng. Otto von Nordheim ward auf unerwiefene Anklage hin geächtet und feiner Reichslehen beraubt, Baiern «n Welf gegeben, Magnus gedemütigt und in Haft gehalten, das stolze Sachfenvolk durch Anlegung zahlreicher Zwingburgen mit Knechtschaft bedroht und durch harten Druck zur Empörung getrieben der sich die Fürsten anschlössen. Eine nach wildem Bürgerkriege zu Gerstungen geschlossene Aussöhnung mit den Sachsen war [1074 ohne Bestand, da der König sie wegen Zerstörung von Kirchen und Gräbern bei der bedungneu Brechung der Burgen für gebrochen erklärte. Da fand Heinrich Beistand gegen die ungetreuen Basallen an der Treue der Bürger von Wonus und anderer Rheinstadte, der N°g Lohenburg brach die Empörung der@achfm uum.075 lieferte die gedemütigten Fürsten in feine Hand. Schon suhlte sch Heinrich im Besitz der väterlichen Unuinschranktheit, als der unbedacht unternommene Kampf gegen den Papst die Opposition der Fürsten wieder erweckte und die königliche Macht von ihrer Hohe t herabstürzte. , 8 54. Gregor Vii. und der Jnvestitnrstreit. Begeistert für den 'göttlichen Berus der Kirche aber auch von priesterücher Hoffart

6. Von der Urzeit bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 112

1909 - : Schöningh
112 Iv. Die landesfürstlich-städtische Zeit. (1410/1437) die Regierung antrat. König Wenzel lebte noch und machte Anspruch auf seine Würde, und Sigismunds Gegner wählten Jost von Mähren. So besaß das Reich drei Oberhäupter. Um den päpstlichen Stuhl stritten damals drei Päpste: Gregor Xii., Benedikt Xiii. und Nikolaus V. bezw. nach dessen Tode Johann Xxiii. — eine Folge der babylonischen Gefangenschaft des Papsttums —. Die politischen Wirren lösten sich bald: Jost starb 1411 kinderlos, und Wenzel überließ Sigismund die Regierung des Reiches und begnügte sich mit dem Königstitel und der Aussicht auf die Königskrone. So war Sigismund bald der allgemein anerkannte König. Durch feine umfassende Hausmacht (Ungarn, Brandenburg und Aussicht auf das Erbe Wenzels) war er imstande, dem deutschen Königtum eine neue Bedeutung zu geben. Der Losung der kirchlichen Wirren sollte das von Johann Xxiii. einberufene Konzil zu Konstanz (1414/1418) dienen. Diese glänzende Kirchenverfammlung, die größte des Mittelalters, sollte neben der Beseitigung des kirchlichen Schismas aber auch die von Hus vertretenen Irrlehren Wiclefs beseitigen und eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern vornehmen. Mit besonderem Eifer bemühte sich Sigismund um das Zustandekommen des Konzils, und durch tatkräftiges Eingreifen — besonders bei der Flucht Johanns Xxiii. nach Schaffhaufen — verhinderte er dessen vorzeitige Auflösung. Die erste Aufgabe löste das Konzil verhältnismäßig leicht: Johann Xxiii. wurde abgefetzt, Gregor Xii. trat freiwillig zurück, Benedikt Xiii. wurde von feinen Anhängern verlassen, und als neuen Papst wählte man Martin V. — Auch die zweite Aufgabe des Konzils wurde gelöst: Johann Hus hatte an der Universität Prag zahlreiche Irrlehren verbreitet — er lehrte besonders die Prädestination, leugnete den Primat des Papstes und erklärte, einem geistlichen oder weltlichen Fürsten fei man feinen Gehorsam schuldig, wenn er in Todsünde lebe — und in Böhmen großen Anhang gefunden. Das Konzil, vor dem Hus unter Zusicherung freien Geleits, erschien, forderte ihn zum Widerruf feiner Irrtümer auf; da er sich dazu nicht bewegen ließ, so wurde er als Ketzer erklärt und erlitt standhaft den Feuertod (1415). — Die dritte Aufgabe des Konzils wurde nur unvollkommen gelöst. Zwar wurden mit der englischen, deutschen und französischen Nation einzelne Konkordate abgeschlossen, die das Derleihungsrecht der Bistümer und die dem Papste bei der Verleihung eines Kirchenamtes zu leistenden Abgaben (Annaten) regelten; damit aber war die Reform der Kirche keineswegs gelöst. Die Verurteilung der hussitischen Lehre sollte noch viele Kämpfe im Gefolge haben. Schon 1415 bildete sich innerhalb des

7. Hofleben in Byzanz - S. 79

1912 - Leipzig : Voigtländer
strömt die Volksmenge herunter, und jeder nimmt von den aufgestapelten Vorräten Gemüse und Kuchen, währenddessen bringt man auf einem wagen ein Boot herein, reich beladen mit Zischen, die auf dem Boden der Rennbahn ausgeschüttet und von der Volksmenge aufgelesen werden, hat sich der Kaiser erhoben, so schreitet er unter vortritt der inneren Palastbeamten durch die Reihen der Patrizier und Generäle hindurch, die in dem Zestsaale aufgestellt sind, in dem er an demselben Tage speist, und die ihn empfangen mit dem Rufe: „Auf viele und glückliche Jahre!" Nun begibt er sich in sein Privatgemach, der Gber-kammerherr nimmt ihm die Krone ab, die Ankleidebeamten treten herein, ziehen ihm den Zestmantel aus und entfernen sich .... Die Weintraubenweihe. (Zeremonienbuch, I, 78, 5. 373 ff.) Außerhalb der Palastes von hiereia x) wird auf dem freien Platze, dem sogenannten Livadion (= wiese), eine schöne Laubhütte errichtet, vor der sich alle hohen Beamten und hinter ihnen die beiden Parteien mit ihren Führern aufstellen. Der Kaiser in festlicher Kleidung kommt mit dem Patriarchen herab, der ebenfalls vollen (Drnat trägt; wenn beide in den vor der Weinpflanzung befindlichen Laubengang eintreten (denn dort steht ein Ittarmortisch, auf dem die Trauben in Körbchen liegen), gehen die Beamten und die Parteiführer ihnen entgegen; der Verwalter bringt den Bottich mit den Trauben herbei, und der Patriarch spricht den Segen nach dem kirchlichen Ritus. Daraus nimmt er eine Traube und überreicht sie dem Kaiser; ebenso der Kaiser eine dem Patriarchen, und nun treten der Reihe nach die verschiedenen Rangklassen der Beamten, die Parteiführer und der Zeremonienmeister heran, und der Kaiser gibt jedem von ihnen eine Traube. Sobald der Kaiser dem Kanzler eine Traube gibt, stimmen die beiden Parteien gemeinsam folgende Hymne an: „wir, J) Des schon genannten Sommerpalastes am asiatischen User des Bosporus. Diese Zeier fand zur Zeit der Weinlese um mitte September statt. 79

8. Bd. 2 - S. 131

1914 - Leipzig : Dyk
— 131 — Kirche war damals Herr Papst Urban der Zweite. Das römische Reich verwaltete Herr Kaiser Heinrich der Vierte, in Frankreich regierte Herr König Philipp, bei den Griechen führte das Zepter Herr Alexius. Dies geschah durch die erbarmende Fürsorge Gottes, dem Ruhm und Ehre sei in alle Ewigkeit. Amen. 4. Eine Kreuzfahrt im Jahre 1101. Über diese Fahrt berichtet Ekkehard von Aura als Augenzeuge: 45. ... Bald erfolgte ein volkreicher Auszug, wie er fast dem früheren, wenigstens der Zahl nach, gleichgestellt werden konnte, welcher, nachdem man von den über alle Hoffnung glücklichen Kriegstaten in Jerusalem gehört hatte, von den übrigen zurückgebliebenen Völkern des ganzen Abendlandes, besonders von denjenigen, deren Gelübde früher Furcht oder Mißtrauen, Mangel oder Schwäche im Wege gestanden hatten, von neuem ins Werk gesetzt wurde; zuerst von den Bischöfen zu Mailand, zu Pavia und von den übrigen Völkerschaften der Longobarden, darauf von den deutschen der verschiedenen Provinzen, zuletzt von den Aquitanifchen, die Wilhelm von Poitiers befehligte. Die Völkerschaften der Longobarden zogen mit Erlaubnis des Herzogs Heinrich durch Kärnten, fingen aber an, nachdem sie Ungarn im Rücken gelassen hatten und in den Städten Bulgariens überwinterten, an Zahl abzunehmen, und als sie endlich nach Konstantinopel kamen, wurden sie — denn diese Wohltat pflegte der berüchtigte Alexius den Pilgern schnell zu erweisen — an das andere Ufer übergesetzt oder vielmehr den Pfeilen der Heiden ausgesetzt. Denn nachdem die Türken die Feigheit der Longobarden kennen gelernt hatten, zerrieben sie dieselben wie Stoppeln, so sehr, daß das deutsche Heer, welches auf demselben Wege folgend gegen den Anfang des Juni zu derselben Hauptstadt gelangte, auf keine Weise erfahren konnte, was mit den Vorausziehenden geschehen sei, da eben keiner übrig geblieben war, der von Romanien zurückkehrte. Vom Eintritte oder von der ersten Stadt Bulgariens an bis an die Residenz des Alexius kamen uns immer dessen Friedensboten entgegen, die aber, wenn sie uns voranzogen oder uns begleiteten, plötzlich wie erlöschende Funken verschwanden. Auch das Heer seiner Soldaten, die sie Pincinaten nennen, fügte uns bald im Rücken Schaden zu, bald suchte dasselbe uns von der Seite zu belästigen, bald von vorn Mann gegen Mann handgemein zu werden, bald während der Nachtzeit in das Lager einzubrechen, doch immer war es uns 20 Tage hindurch nahe und lästig, bis wir, uns des vorher genannten Aufenthaltes erfreuend, mit der Schar des Herzogs Welf und dem Heere Wilhelms und noch verschiedenen täglich zufammeu- 9*

9. Römische Kaisergeschichte, Deutsche Geschichte des Mittelalters - S. 65

1902 - Paderborn : Schöningh
in Rom die Kaiserkrone, konnte aber, weil eine Seuche in seinem Heere ausgebrochen war, Neapel nicht einnehmen und kehrte unterrichteter Sache nach Deutschland zurck. 2. Heinrichs des Lwen Ende. In Deutschland war inzwischen ine Verschwrung mehrerer Fürsten ausgebrochen, welche das Ziel hatte, unter Mitwirkung Richards Lwenherz von England einen welfischen Fürsten auf den deutschen Thron zu setzen. Aber die Gefangennahme des Richard Lwenherz vereitelte diesen Plan. Dieser hatte nmlich ans der Rckkehr von seinem Kreuzzuge im Adriatischen Meere Schiff-bruch erlitten und war, als er durch sterreichisches Gebiet England zu erreichen suchte, von dem Herzog Leopold von sterreich gefangen genommen, an den Kaiser Heinrich ausgeliefert und auf die Burg Trifels (bayr. Rheinpfalz) gebracht worden. Der Kaiser gab seinen Gefangenen erst gegen ein hohes Lsegeld frei; ja Richard mute sich sogar bequemen, die Krone Englands als ein Lehen des Kaisers anzuerkennen. Durch die Gefangennahme des Richard Lwenherz war die Verschwrung gegen den Kaiser gesprengt. Heinrich der Lwe, welcher nach Beginn des dritten Kreuzzuges aus England nach Deutschland zurckgekehrt war. wurde in feinen Allodialbesitzungen Braunschweig und Lneburg abermals besttigt. Den Rest seines Lebens verbrachte er ruhig zu Braunschweig. Er starb 1195. 3. Zweiter und dritter Zug nach Italien. Mit dem reichen von Richard Lwenherz erpreten Lsegelds rstete der Kaiser zu einem neuen Zuge nach Italien, um sein unteritalisches Reich zu gewinnen. Tankreds Sohn und Nachfolger, Wilhelm Iii., legte ihm freiwillig die Krone zu Fen. Aber bald brach eine Verschwrung aus, welche jedoch unterdrckt wurde. Wilhelm Iii. wurde nebst dem reichen Kronschatze der normannischen Könige nach Deutschland entfhrt. Noch kein deutscher König hatte eine solche Macht in Italien entfaltet. 4. Plan, die Krone erblich zu machen. Nach Deutschland zurckgekehrt, verfolgte der Kaiser den Plan, das Knigtum in seiner Familie erblich zu machen, wofr er den Fürsten versprach, sein sicilifches Reich dauernd mit der deutschen Krone zu vereinigen und die Erblichkeit aller Lehen auch in der weiblichen Linie anzuerkennen. Aber dieser Plan scheiterte besonders an dem Widerspruche der geistlichen Partei. Indes erlangte er von den Fürsten, da fein Sohn Friedrich als Nachfolger anerkannt wurde. Stein, Geschichte fr die Mitttelstufe. Ii. 5

10. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 86

1910 - Berlin : Salle
86 Luxemburgische Kaiser. bracht. Später versöhnte sich Ludwig mit ihm, teilte mit ihm die Regierung in einem Vertrage, den die deutschen Fürsten freilich nicht anerkannten, und lebte mit ihm in Freundschaft bis zu Friedrichs Tode (1330). Vergebens suchte Ludwig sich auch mit den ihm feindlichen Päpsten zu versöhnen, die das Recht der Bestätigung bei der Kaiserwahl für sich in Anspruch nahmen. Papst Johann Xxii. forderte ihn vor sein Gericht, sprach über ihn den Bann aus, verhängte das Interdikt über das Reich, und Ludwig konnte auf einem Zuge nach Italien, auf dem er sich in Mailand zum König von Italien und in Rom zum Kaiser krönen ließ, gegen den Papst nichts ausrichten. Da aber in dem Verfahren der Päpste auch ein Eingriff in die Rechte der Fürsten lag, so erklärten die versammelten Kurfürsten im Jahre 1338 auf dem Kurverein zu Rense, daß der von den Fürsten Erwählte auch ohne päpstliche Bestätigung für den wahren römischen Kaiser zu halten sei, weil die kaiserliche Macht nur von Gott herrühre. Ludwig ist der letzte Kaiser, der vom Papste in den Bann getan worden ist. Bald jedoch erregte Ludwig den Neid der Fürsten durch Vergrößerung seiner Hausmacht. Die luxemburgische Partei verübelte ihm vor allem, daß er die Ehe der Margarete Maultasch von Tirol trennte, um mit der geschiedenen Frau seinen Sohn Ludwig von Brandenburg zu vermählen (vgl S. 100). Der neue Papst, Klemens Vi., wurde ebensowenig Ludwigs Freund wie sein Vorgänger, aber trotz des Bannes behauptete Ludwig sich in der Herrschaft bis zu seinem Tode. Noch bei Lebzeiten war ihm in dem päpstlichen Schützling Karl, einem Sohne des Königs Johann von Böhmen und Enkel Heinrichs Vii., ein neuer Gegenkaiser erstanden. Luxemburgische Kaiser (1347—1437). Karl It. (1347—1378). Kaiser Karl Iv. verlor sich mit seinen Plänen und Absichten nicht ins Weite und Allgemeine, war vielmehr lediglich auf Mehrung und Stärkung feiner Hausmacht bedacht. Somit sonnte feine Regierung für das Reich im großen und ganzen auch von feinem besonderen Nutzen fein, wie auch die von ihm herbeigeführte enge Verbindung mit Böhmen feinen Vorteil brachte. Ein äußeres Zeichen der Zufammengehörigfeit der deutschen Stämme hinterließ Karls Regierung in dem im Jahre 1356 auf
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